Beitragsbild zum Artikel "Mit einer Radmeldeplattform den Radverkehr stärken". Laura Stoppok zeigt, welche Vorteile eine Meldeplattform für Radverkehr für die Kommunen bringt.
Allgemein, Anliegenmanagement, Best Practice, Bürgerservice, Mobilität, Radverkehr

Mit einer Radmeldeplattform den Radverkehr stärken

Mobilität muss nachhaltig sein. Zu dieser Überzeugung kommen immer mehr Menschen. Mit Blick auf den Umweltschutz, den Klimawandel und seine bereits spürbaren Folgen überdenken viele ihr persönliches Mobilitätsverhalten und immer mehr Kommunen erarbeiten zukunftsfähige Mobilitätskonzepte. Der Radverkehr und der Ausbau des Radwegenetzes spielen dabei eine zentrale Rolle. Um den Radverkehr aber wirklich attraktiv und vor allem sicherer zu machen, bedarf es einer intakten Radinfrastruktur. Laura Stoppok zeigt in diesem Beitrag, wie eine Radmeldeplattform einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann. Die Teamleiterin Mängelmelder bei der wer denkt was GmbH zeigt, was eine solche Meldeplattform Radverkehr kann und worauf Kommunen achten sollten.

Radfahren muss sicher sein und Spaß machen

Gerade in den Städten ist das Fahrrad oftmals das Verkehrsmittel, das einen am schnellsten von A nach B bringt. Und das ganz ohne klimaschädliche Abgase. Doch damit sich möglichst viele Menschen für das Fahrrad als Verkehrsmittel Nr. 1 entscheiden, bedarf es einer guten Radinfrastruktur. Breite Radwege, eine möglichst bauliche Trennung vom Autoverkehr, keine Schlaglöcher oder Behinderungen durch Hecken und Bäume, ausreichend Fahrradabstellanlagen – um nur einige zu nennen. Gerade was die baulichen Voraussetzungen angeht, hat sich in den letzten zwei Jahren in vielen deutschen Städten und Gemeinden eine Menge getan. Auch dank vieler Radentscheide, deren Anzahl deutlich in die Höhe gegangen ist. 53 Radentscheide gibt es bereits in Deutschland, davon sind 18 noch laufend, die anderen bereits abgeschlossen. Dass sich immer mehr Menschen in diesen Radentscheiden zusammenschließen und damit den Radverkehr in den Kommunen voranbringen wollen, zeigt die Relevanz des Radverkehrs und die Bedeutung von sicheren und intakten Radwegen.

Fahrradfahren im Winter bei Schnee. Wenn die Radinfrastruktur gut ist, nutzen auch im Winter mehr Menschen das Fahrrad.
Damit das Radfahren sicher ist, bedarf es einer intakten Radinfrastruktur. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger das Fahrrad als Verkehrsmittel Nr. 1 nutzen. © wer denkt was GmbH

Mit einer Meldeplattform Radverkehr für eine gute Radinfrastruktur sorgen – Hand in Hand mit den Bürgerinnen und Bürgern

Den Radverkehr komfortabler, sicherer und zügiger zu machen, dabei können die Bürgerinnen und Bürger die Kommunen unterstützen. So können die Radlerinnen und Radler oftmals wichtiges Feedback und Anregungen für Verbesserungsmöglichkeiten geben und damit helfen, die Radwege sicher und sauber zu halten. Glasscherben auf Radwegen, Schlaglöcher oder auch defekte Ampelanlagen: Wer täglich mit dem Fahrrad unterwegs ist, bemerkt solche Behinderungen schneller als die zuständigen Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung. Daher liegt es nahe, die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen. Eine Radmeldeplattform bietet Kommunen genau diese Möglichkeit.

Screenshot vom Radfahr-Mängelmelder Bremen. Diese Radmeldeplattform wurde bereits 2019 vom ADFC initiiert.
Der ADFC-Radfahr-Mängelmelder Bremen wurde 2019 in Zusammenarbeit mit der wer denkt was GmbH umgesetzt. © https://adfc-bremen.mängelmelder.de

In Bremen gibt es bereits seit drei Jahren die Möglichkeit, Mängel an Radwegen über eine Plattform zu melden. Initiiert wurde der Bremer Radmelder vom ADFC. Ziel des Fahrrad-Clubs ist es, Mängel an Radwegen zunächst einmal zu dokumentieren. Alle Hinweise der Bürgerinnen und Bürger werden gesammelt, ausgewertet und anschließend gebündelt an die zuständigen Stellen der Stadt weitergeleitet. Die direkte Bearbeitung der Anliegen ist dort nicht vorgesehen. Mit dem Radmelder ging es dem ADFC in Bremen somit vor allem um Lobbyarbeit für den Radverkehr.

Anders ist das etwa in Augsburg und München. Dort gab es in den letzten Jahren Bürgerbegehren, die die Einführung einer Meldeplattform für Radverkehr nach sich zogen. Beide Städte setzen daher seit letztem (München) bzw. diesem Jahr (Augsburg) ganz gezielt auf eine Radmeldeplattform. Die Städte arbeiten mit dem digitalen Meldeservice, um Mängel und Anliegen rund um die Radinfrastruktur auch zeitnah beheben bzw. bearbeiten zu können. Dafür können alle Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen, Wünsche, Fragen und Verbesserungsvorschläge zum Radverkehr ganz einfach über eine digitale Karte an die Stadtverwaltung melden. Die Kommunen erhalten diese Hinweise und können direkt mit der Bearbeitung und dem Beheben der Mängel beginnen.

Screenshot der Radmeldeplattform in Augsburg. Der Augsburger Mängelmelder Radverkehr ging im Frühjahr 2022 online.
Der Augsburger Mängelmelder Radverkehr wurde im Frühjahr 2022 in Zusammenarbeit mit der wer denkt was GmbH eingeführt. Er soll das Radfahren in der Stadt noch sicherer machen. © https://maengelmelder.augsburg.de

Basis für Radmeldeplattform: der Mängelmelder

Der Radmelder in Augsburg, die Meldeplattform Radverkehr in München und der Radmelder vom ADFC Bremen basieren auf dem Anliegenmanagementsystem Mängelmelder. Das System ist als App und via Web in mehr als 70 Kommunen deutschlandweit im Einsatz und funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Standortposition vor Ort eingeben, Kategorie auswählen, Foto und Kurzbeschreibung einfügen, absenden. Dieses Prozedere konnten wir ganz einfach auf die Radmeldeplattformen übertragen. Ähnlich wie beim Mängelmelder gibt es auch bei den Radmeldern die unterschiedlichsten Kategorien, zu denen die Radfahrenden Meldungen einreichen können. Die Kommunen, die eine solche Plattform einführen wollen, können ganz individuell entscheiden, welche Kategorien sie zur Auswahl anbieten. Die häufigsten Kategorien sind dabei: Schlaglöcher, Ampeln, Beschilderung, Fahrradabstellanlagen oder Straßenbeleuchtung.

Der große Vorteil des Mängelmelders: das System verteilt die eingehenden Meldungen je nach Kategorie oder Standort automatisch an die hinterlegten, zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Bearbeitung der Bürgerhinweise kann dadurch umgehend beginnen. Zudem bietet das System den Mitarbeitenden in der Kommune noch viele nützliche Funktionen, wie z.B. ein Rollen- und Rechtekonzept für klare Strukturen, Textvorlagen, Wiedervorlagefunktion oder Suchfilter. Und: Das Design lässt sich individuell anpassen und auf das kommunale CI abstimmen.

Für die Radmeldeplattform gilt das genauso. Sie kann dabei auch über einen klassischen Mängelmelder hinausgehen. In München gibt es bei der Meldeplattform Radverkehr so etwa auch die Möglichkeit, nicht nur Mängel und Defekte zu melden. Auch Anregungen, Wünsche und Fragen werden dort über die Meldeplattform aufgenommen und beantwortet.

Screenshot der Meldeplattform Radverkehr der Landeshauptstadt München. Die Radmeldeplattform in München ging im Sommer 2021 an den Start.
Die Meldeplattform Radverkehr in München ist seit Sommer 2021 online. Sie wird seitdem sehr intensiv genutzt. © https://meldeplattform-rad.muenchenunterwegs.de

Herausforderung einer Meldeplattform für den Radverkehr: Kapazitäten schaffen

Eine Radmeldeplattform ist eine sehr gute Möglichkeit für Kommunen, die Radinfrastruktur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu stärken. Das kommt bei den Radelnden meiner Erfahrung nach gut an und die Meldebereitschaft ist gerade zu Beginn sehr hoch. Für die Kommunen bringt das jedoch auch Herausforderungen mit sich. Es braucht die entsprechenden (personellen) Kapazitäten in der Verwaltung. Das System erleichtert zwar sehr viel. Doch wenn sich das Meldeaufkommen durch einen digitalen Meldeservice plötzlich vervielfacht, ist der Aufwand eben doch erstmal größer. Darauf sollten sich die Kommunen vorbereiten. Aber abschrecken lassen sollte man sich davon nicht. Denn erfahrungsgemäß legt sich der erste Ansturm nach ein paar Wochen und pegelt sich dann ein. Zudem reduzieren sich durch ein solches System die Meldungen, die zuvor per E-Mail oder Telefon eingereicht wurden. Außerdem ermöglicht eine Radmeldeplattform die zentrale Dokumentation, denn alle Meldungen fließen dann in ein zentrales System, in dem sie sich bestens dokumentieren und verwalten lassen. Die Vorteile liegen somit auf der Hand. Und: Kommunen, die den Radverkehr und nachhaltige Mobilität fördern wollen, setzen damit auch ein Zeichen.

Fazit: Von einer Radmeldeplattform und einem starken und sicheren Radverkehr profitieren alle

Wer die Bürgerinnen und Bürger zu einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten bewegen möchte und den Radverkehr stärken will, muss dafür die Voraussetzungen liefern. Als Radfahrerin oder Radfahrer möchte man sich im Verkehr sicher bewegen können. Nur dann nutzt man das Rad auch konsequent. Mit einem Radmelder kommuniziert eine Kommune indirekt auch: „Der Radverkehr ist uns wichtig – wir setzen uns dafür ein.“ Daher ist er ein wichtiges Signal an die Bürgerinnen und Bürger. Und nicht nur das: Ein Radmelder bietet den Kommunen auch die Möglichkeit, weitere Hinweise zur Radinfrastruktur zu erhalten, über die bisherigen Kanäle oder Beobachtungen hinaus. Das sorgt dafür, dass die Radwege insgesamt sicherer werden können. Und nicht zuletzt sorgt eine Radmeldeplattform – ähnlich wie der Mängelmelder – für mehr Transparenz und eine verbesserte Kommunikation zwischen Bürgerschaft und Kommune.

Über die Autorin:
Laura Stoppok ist Teamleiterin für den Produktbereich Mängelmelder bei der wer denkt was GmbH. Sie betreut seit 2017 Projekte auf dem Gebiet Anliegenmanagement. Schwerpunktmäßig befasst sie sich mit der inhaltlichen und technischen Konzeption von kommunalen, kartenbasierten Ticketmanagementsystemen. Außerdem unterstützt sie Stadtverwaltungen bei der Prozessgestaltung zur Bearbeitung der Bürgeranliegen.

 

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