anoramabild der Marburger Oberstadt mit dem Schloss und Wohnhäusern am Schlossberg
Allgemein, Best Practice, Kommunikation

Gemeinsam die Demokratie stärken: Online-Plattform in Marburg

Mit einer Online-Plattform unterstützt die Universitätsstadt Marburg das zivilgesellschaftliche „Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“. Die Stadt setzt sich damit für Vielfalt und Teilhabe ein und fördert so die Vernetzung in der Stadt. In diesem Artikel stellt Christin Pfeffer, PR-Referentin bei der wer denkt was GmbH, das Projekt vor. Sie geht einerseits auf die Hintergründe und Ziele des Vorhabens ein. Andererseits schreibt sie über die Umsetzung der Online-Plattform in Marburg, die in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligungsexperten der wer denkt was GmbH erfolgte.

„Marburg steht zusammen gegen Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit.“

Unter diesem Motto kamen am 27. Januar 2024 mehr als 16.000 Menschen bei einer Demonstration und Kundgebung in Marburg zusammen. Die Universitätsstadt Marburg hatte dazu aufgerufen, um ein starkes Zeichen für Zusammenhalt, Respekt und Demokratie zu setzen. Dafür erhielt die Stadt breite Unterstützung von einer Vielzahl an Organisationen, Vereinen, Unternehmen aus Marburg und dem Landkreis. Die Stärkung der lokalen Demokratie steht in Marburg aber nicht erst seit Kurzem im Fokus. Für den Abbau von Vorurteilen und zur Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens haben Magistrat und Stadtverordnetenversammlung bereits im Januar 2020 das städtische Handlungskonzept „Für Dialog und Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“ verabschiedet. Das Handlungskonzept umfasst vier Aktionsfelder. Dazu gehören: Antidiskriminierung, Dialog und Beteiligung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit sowie lokale Forschung. In den letzten vier Jahren wurden dazu bereits zahlreiche Projekte angestoßen und Aktionen umgesetzt.

Luftbild von der Kundgebung in Marburg am 27. Januar 2024. Dort kamen mehr als 16.000 Menschen bei einer Demonstration am Erwin-Piscator-Haus in Marburg zusammen, um gegen Rechtsextremismus und für Demokratie zu demonstrieren.
Mehr als 16.000 Menschen kamen am 27. Januar 2024 am Erwin-Piscator-Haus in Marburg zusammen, um für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. © Georg Kronenberg, i.A. Stadt Marburg

Im Anschluss an die Demonstration im Januar ist die Universitätsstadt noch einen Schritt weitergegangen. Auf Initiative von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat sie im April 2024 das Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus gegründet. Ziel des Netzwerkes ist es, das zivilgesellschaftliche Engagement in der Stadtgesellschaft für Demokratie und gegen rechtsextreme Bestrebungen, Aktionen und Einstellungen weiter zu stärken und zu verstetigen. Dafür hat die Stadt eine Online-Plattform zur Demokratieförderung an den Start gebracht. Die Plattform marburgmachtdemokratie.de hat das Ziel, die vielen städtischen Initiativen und Organisationen, die sich für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte einsetzen, noch besser zu unterstützen und die Vernetzung zu fördern. Das Online-Portal bündelt dafür Informationen, Angebote und Veranstaltungen. Die Plattform bietet aber auch die Möglichkeit, sich unterschiedlichen Arbeitsgruppen anzuschließen. So können gezielte Aktionen und Kampagnen etwa zur Bildung oder zur kulturübergreifenden Verständigung mit Gleichgesinnten umgesetzt werden.

Öffentlich ein Zeichen setzen gegen Rechtsextremismus und für Zusammenhalt

„Wir waren überwältigt von der Menschenmenge, die im Januar 2024 für Demokratie, Toleranz und friedliches Miteinander auf die Straße gegangen ist. Wir wollen unsere Stadt und unser Land nicht den Spalter:innen und Hetzer:innen überlassen, sondern es gemeinsam besser machen. Wir wollen uns vernetzen – über alle Unterschiede der demokratischen Meinungen hinweg. Daher haben wir Vereine, Initiativen und Einzelpersonen zur Gründung eines Netzwerks aufgerufen, bei dem zivilgesellschaftliche Akteur:innen gemeinsam an Aktionen und Veranstaltungen arbeiten, die das Miteinander stärken“, so Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.

Wichtig, so der Marburger Oberbürgermeister, war es, ein Zeichen zu setzen und einen Raum zu bieten, um sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu engagieren, zu vernetzen und Ideen gemeinsam zu entwickeln – unabhängig davon, ob Einigkeit in politischen oder gesellschaftlichen Fragen bestehe.

Mehr als 100 Vereine, Initiativen und Einzelpersonen folgten dem Aufruf und kamen beim Auftakttreffen des Netzwerks „Marburg für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ Mitte April 2024 zusammen.

Screenshot der Online-Plattform in Marburg: marburgmachtdemokratie.de.
© marburgmachtdemokratie.de

Online-Plattform in Marburg zur Vernetzung und Information

Mit der parallel gestarteten Online-Plattform marburgmachtdemokratie.de wollte die Stadt die „Infrastruktur“ für Vernetzung und bürgerschaftliches Engagement bereitstellen. Die Plattform wurde in Zusammenarbeit mit der wer denkt was GmbH eingerichtet. Sie bietet eine interaktive Karte, auf der alle Interessierten Aktionen und Veranstaltungen eintragen und lokal verorten können. Außerdem sind auf der Karte beispielsweise Angebote für Betroffene zu finden. Dazu gehören eine Antidiskriminierungsstelle, eine Opferberatungsstelle, eine Gedenkstättenfahrt nach Buchenwald für Jugendliche und junge Menschen oder ein Workshop zu Antisemitismus im pädagogischen Alltag. Es gibt eine große Breite an Angeboten, die das Bewusstsein für Demokratie und den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern sollen.

Darüber hinaus gibt es auf der Online-Plattform eine sogenannte „Unterstützer:innen-Wall“. Mehr als 350 Einzelpersonen, Institutionen, Vereine oder Unternehmen haben sich dort allein bis Ende Juli 2024 namentlich eingetragen. Sie positionieren sich so ganz offen gegen Rechtsextremismus und für Zusammenhalt. Darunter sind u.a. der Präsident der Philipps-Universität Marburg, die Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg, Omas gegen Rechts Marburg, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, der Standortleiter des Pharmaunternehmens CSL Behring, der Kreishandwerksmeister Marburg, Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, Jüdischer Gemeinde und Islamischer Gemeine und viele mehr. Dazu kommen zahlreiche Unterstützer:innen, die die Marburger Erklärung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus unterzeichnet haben, aber anonym bleiben möchten.

Screenshot der digitalen Karte und Ideen- & Angebotsliste mit Aktionen und Initiativen zur Demokratieförderung.
Auf der interaktiven Karte können Angebote, Initiativen und Aktionen zur Demokratieförderung eingetragen werden. © marburgmachtdemokratie.de

Zusätzlich zur Online-Plattform Aktionen & Treffen vor Ort

Schließlich gibt es noch zahlreiche Arbeitsgruppen zu Projekten, Themen und Aktionen, die sich einmal im Monat analog im Rahmen eines Open Space treffen und Ideen entwickeln und umsetzen. Die Plattform informiert über die Arbeit und Treffen der Gruppen und ermutigt zum Mitmachen. Bislang gibt es mehr als 5.000 Besucher:innen auf der Plattform, mehr als 50 Veranstaltungen und Angebote wurden eingegeben.

Entwickelt wurde die Online-Plattform von der wer denkt was GmbH, die auch die städtische Beteiligungsplattform marburgmachtmit.de konzipiert hat und betreut. Die Online-Plattform marburgmachtdemokratie.de basiert auf einem Open Source-CMS (Content Management System), das um weitere Software-Komponenten ergänzt wurde. Dazu gehört ein Tool für die Unterstützer:innen-Wall, das eigens für die Marburger Demokratie-Plattform entwickelt wurde. Zum anderen gehört dazu die interaktive Karte. Dafür konnte das Unternehmen auf ein hauseigenes, fertiges Widget zurückgreifen, das in die Open Source-Plattform integriert wurde.

„Unser Karten-Widget ist bei vielen Kommunen im Rahmen von Online-Beteiligungsprojekten und Crowdmappings im Einsatz und entsprechend sehr gut erprobt. Auch in Marburg kommt die Software regelmäßig zum Einsatz, zum Beispiel bei der Marburger Engagementkarte zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement. Auf dieser digitalen Karte können alle Vereine und Initiativen in Marburg kostenlos Aktionen und Projekte eintragen und dadurch Unterstützer:innen finden“, so Theresa Lotichius, Geschäftsführerin der wer denkt was GmbH.

Die Verwendung des proprietären Widgets für die Open Source basierte Plattform war sowohl unter finanziellen als auch zeitlichen Aspekten die naheliegende Lösung, so Lotichius. Für die Konzeption und technische Umsetzung der Online-Plattform in Marburg genügten dem Darmstädter Unternehmen drei Wochen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien im Magazin Kommune21, Ausgabe 10/2024.

Coverbild vom Magazin Kommune21, Ausgabe 10/2024. Darin ist der Artikel zur Online-Plattform in Marburg ursprünglich erschienen.

Beitragsbild: © wer denkt was GmbH